Durch meine Wanderung auf dem Te Araroa Trail habe ich eine Menge gelernt. Ich hatte eigene Erkenntnisse und habe mir einige nützliche Dinge von anderen Wanderern abgeschaut. Da meistens nur von romantischen Gegebenheiten berichtet wird und zwar simple dafür aber praktische Sachen unter den Tisch fallen, will ich einige dieser Erfahrungen mir euch teilen:
Inhalt
Planung ist gut – Flexibilität ist besser
Ich habe mich gut vorbereitet und habe auf dem gesamten Wegverlauf davon profitiert. Wenn ich in Gruppen unterwegs war, bin ich häufig zum Ansprechpartner vieler Fragen zum Weg geworden. Allerdings kann man sich nicht auf alles vorbereiten und man muss auf Fehlplanungen flexibel reagieren. Mein Resupplyplan mit Kalorienplannung war viel zu komplex und daher für die Praxis völlig ungeeignet.
Feuchttücher sind praktisch
Einfach und simpel habe ich gegen Ende meiner Wanderung auf dem Queen Charlotte Track gesehen, wie sich zwei Amerikanerinnen mittels Feuchttüchern wuschen. Das ist so einleuchtend, dass ich mich echt gewundert habe, dass ich nicht früher darauf gekommen bin. Teilweise konnte ich mich zwar in Bächen waschen, allerdings war das nicht immer möglich. In Zukunft gehört eine kleine Packung Feuchttücher immer in meinen Rucksack für Mehrtagestouren.
Hiker Legs bekommt man
Wenn man jeden Tag so lange Strecken zurücklegt, dann werden die Beine steif. Morgens nach dem Aufstehen oder nach einer längeren Pause, wenn die Muskulatur noch nicht warm ist, muss man sich erst einlaufen. Wenn jemand aufsteht, kannst du daran erkennen ober ein Long-Distance-Hiker ist oder nur Tageswanderer. Tatsächlich bin ich durch meinen anfänglich steifen Gang mehrmals erfolgreich als TA-Hiker identifiziert worden.
Ein Stein zum pinkeln
Von einem Mitwanderer habe ich mir diesen genialen Tip geliehen:
Beim normalen Klogang zuhause nehme ich immer ein Blatt Toilettenpaier um den letzten Tropen beim Pinkeln aufzufangen. Wenn man in der Natur unterwegs ist, dann kann man immer so viel schütteln wie man will etwas bleibt zurück. Das ist besonders unschön, wenn man seine Unterhose, aus Gewichtsgründen, mehrere Tage nicht wechseln kann. Daher sucht vor dem Urinieren einen Kieselstein und benutzt ihn um nach dem Pinkeln die Oberflächenspannung des letzten Tropfens zu brechen und bleibt damit sauber 🙂
Wegführung ist gewöhnungsbedürftig
Die Wegführung ist teilweise sehr abenteuerlich. An manchen Stellen muss kilometerweise Straße gelaufen werden. Manchmal ist kaum Platz für Fußgänger. Dreck und Staub wird dir bei jedem Auto, welche meist mir 100km/h vorbei rauschen, ins Gesicht geschleudert. Eine Warnweste ist zwar nicht vorgeschrieben aber total sinnvoll.
An anderen Stellen verläuft der Weg stundenlang in Flussbetten, nach jedem größeren Regenschauer verändert sich das Flussbett und es ist sehr abenteuerlich voran zu kommen. Nasse Füße sind Standard.
Meist ist der Weg gut markiert, manchmal fehlen aber auch Markierungen. Daher ist es empfehlenswert ein GPS-Gerät oder ein Smartphone zu Navigation dabei zu haben.
Fußpilz ist ein Risiko
Durch die ständigen Flussüberquerungen hat man häufig nasse Füße, kaum waren die Schuhe trocken, war schon der nächste Bach zu durchlaufen. Das begünstigt Fußpilz, wovon viele Hiker betroffen sind, auch ich hatte welchen. Zum Glück hatte ich einige Tage später jemanden getroffen, der eine Creme gegen Fußpilz mitführte und diese gegen eine halbe Tafel Schokolade eintauschte.
Schuhwerk ist ausschlaggebend
Ich bin mit Trailrunning Schuhen gelaufen, das sind Turnschuhe, die ein besseres Profil haben. Vor allem sind diese leicht und haben nicht so viel Material, dass sich mit Wasser vollsaugen kann. Das bedeutet dann, dass die Schuhe und damit die Füße schneller wieder trocken sind. Für andere Hiker mit hohen Wanderschuhen, war das schlimmer. Teilweise haben diese aber auch Sandalen für Flussüberquerungen angezogen, was allerdings jedes mal Zeit und Nerven gekostet hat.
Flussüberquerung sind nicht ohne
Am meisten Respekt hatte ich vor den unzähligen Flussüberquerungen. Im Nachhinein muss ich sagen, es war halb so schlimm. Jedoch sterben jedes Jahr Menschen bei Flussüberquerungen in Neuseeland. Da ich aber fast immer gutes Wetter hatte, waren die Wasserstände niedrig und es gab es nur drei Flüsse die für mich wirklich herausfordernd waren. Der Tiamaru River, der Ahuriri River und der Taramakau River.
Den Rakaia River und de Rangitata River habe ich nicht überquert, diese beiden Flüße gelten als sogenannte “River Hazard Zones”, sind kein offizieller Bestandteil des TAs und sollten nur von Leuten durchlaufen werden, die wirklich wissen was sie tun. Ich habe einige Leute getroffen, die den Rangitata durchlaufen sind, allerdings hatte es dort mehrere Wochen nicht geregnet. Mir war der Umweg mittels Shuttle lieber, vor allem weil ich nicht mit meinem Leben dafür bezahlen wollte.
Wasserversorgung
Auf der Südinsel gibt es so viel Flüsse und Seen, dass es lediglich auf den Richmond Ranges zu Engpässen bei der Versorgung kommen kann. Dort wo es keine oder wenig Wasserläufe gibt, sind immer Tanks mit Regenwasser an den Hütten vorhanden.. Wenn es allerdings lange nicht geregnet hat, können diese auch leer sein.
Auch wenn das Wasser noch so klar und sauber wirkt, sollte es immer aufbereitet werden, z.B. mit einem Wasserfilter oder mit Chlortabletten. Ich habe mein Wasser immer gefiltert und hatte nie Probleme, andere Hiker die ich getroffen habe, hatten auch mal Pech bei der Wahl ihrer ungefilterten Wasserquelle und wurden im Anschluss von Durchfall geplagt.
Wasserfilter können Dichtungen verlieren
Die Sawyerwasserfilter können die Dichtungen verlieren. Mir ist das passiert. Ein O-Ring aus dem Gemischtwarenladen hat das Problem gelöst. Anderen Hikern, konnte ich helfen, da ich mehre O-Ringe gekauft hatte.
Backcountry Hütten sind eine tolle Infrastuktur
Die Hütteninfrastruktur ist wirklich gut ausgebaut in Neuseeland. Auf dem Trail gibt es etliche Hütten, die nach dem Prinzip wer zuerst kommt, bekommt einen Platz betrieben werden. Anders als in Europa sind es reine Selbstversorgerhütten. Manchmal ist ein DOC-Mitarbeiter anwesend und kontrolliert den Hütten-Pass. Einige Hütten sind aber in einem so schlechten Zustand, dass es nur im Notfall empfehlenswert ist dort zu nächtigen. Ich habe zweimal erlebt, dass die Hütte so voll war, dass Personen draußen oder auf dem Boden schlafen mussten, allerdings bin ich gegen den Hauptstrom, der von Nord nach Süd läuft, gegangen. Vor allem in den Richmond Ranges, wo die Kapazität der Hütten mit 6-10 Betten beschränkt ist, sollte man ein Zelt mitnehmen um notfalls darauf ausweichen zu können.
Mäuse sind in fast jeder Hütte
Auch wenn die Hütte noch so neu und dicht wirkt. Es gibt in fast jeder Hütte Mäuse. Daher das Essen, besser den ganzen Rucksack, nach Möglichkeit aufhängen oder wenn vorhanden in eine mäusesichere Box verschließen. Ein Deckenhagen ist einem Wandhagen immer vorzuziehen, Mäuse können tatsächlich Holzwände hochklettern.
Sandfliegen sind nervig
Sandflys sind die schlimmste Plage Neuseelands. An manchen Stellen gibt es sie gar nicht an anderen fallen sie zu hunderten über dich her und sorgen für juckende Pusteln.
Widersprüchliche Naturschutzmaßnahmen
Hierzu habe ich keine abgeschlossene Meinung, allerdings gibt es einige Widersprüche in Sachen Naturschutz in Neuseeland. Auf der einen Seite will das Department of Conversation (DOC), die Naturschutzbehörde, die einzigartige Flora und Fauna erhalten. Dazu werden Unmengen an Fallen und Giftköder ausgelegt um sogenannte Predators zu töten. Diese Predators sind vor allem Säugetiere die ursprünglich nicht in Neuseeland vorkommen und die ursprünglichen Tiere dezimieren. Es gibt außerdem Gebiete, z.B. am Queen Charlotte Track, in denen gezielt Pinien vergiftet werden, da diese nicht zum einheimischen Baumbestand gehören.
Auf der anderen Seite gibt es wenige Kilometer weiter riesige Monterey-Kiefernplantagen, die ursprünglich aus Kalifornien kommt. Genauso gibt es riesige Flächen wo Viehwirtschaft in riesigen Ausmaß betrieben wird. Der Unterschied hier, ist dass diese Gebiete in Privatbesitz sind und anscheinend nicht reguliert werden.
Solange der Naturschutz nicht im Widerspruch zu wirtschaftlichen Interessen steht, wird dieser durchgeführt, ansonsten eben nicht.
Zukunft des TAs
Trotz das der TA, im Gegensatz zu den amerikanischen Langstreckenwanderwegen, noch nicht total überlaufen ist, werden es jedes Jahr mehr Wanderer. Die Infrastruktur ist allerdings nicht dafür ausgelegt. Wasser wird an Stellen, wo man auf Wassertanks angewiesen ist knapp.. An anderen Stellen sind Hütten überfüllt, besonders wenn man mit der Hiker-Bubble von Nord nach Süd läuft. COVID-19 hat diesen Trend für die kommenden Wandersaison wahrscheinlich gestoppt, allerdings wird nach Ende diese Krise die Anzahl wieder exponentiell steigen. In ein paar Jahren wird der TA nicht mehr das sein, was er heute ist. Sicherlich hat sich der TA genauso in den letzten Jahren gewandelt und wird sich weiter wandeln. Allerdings wird es mit der Zunahme der Hiker auch weitere Beschränkungen für das freie Camping geben, da mehr Camper mehr kaputt machen. Mehr Wegabschnitte werden zudem stärker von Erosion betroffen.
Eigentlich müsste die Infrastruktur auf dem Trail ausgebaut werden. Der Te Araroa Trust ist mit einem spendenfinanzierten festen Mitarbeiter nicht in der Lage diese Herausforderung zu stemmen. Anliegende Orte, die von den Hikern profitieren und auch die Regierung müssten sich finanziell engagieren damit diese Herausforderungen gestemmt werden können.